Schen: Studien aus einer chinesischen Weltstadt
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Vorwort.
Die Studien aus der chinesischen Weltstadt sind seit Anfang vorigen Jahres in zwangsloser Reihenfolge im „Ostasiatischen Lloyd“ erschienen.Wenn ich sie jetzt gesammelt von Neuem der Oeffentlichkeit darbiete, so geschieht das aus mancherlei Gründen.Ich glaube, dass ich in diesen Aufsätzen und Skizzen fast unbewusst eine bedeutende Epoche im modernen chinesischen Kultur- und Sittenleben festgehalten habe.Jene Epoche setzte kurz nach Beendigung der Wutschanger Revolution ein und fand mit der Wahl Yüan Schi kais zum Präsidenten einen gewissen Abschluss.
Die fast zweijährige Zeitspanne stand unter dem Zeichen des jungchinesischen Reformeifers, der ein Vernichten alter chinesischer Kulturwerte und eine blinde Nachahmung alles Ausländischen zum Ziele hatte.Welche neue, zweifelhafte Werte dadurch geschaffen wurden, soll das Buch Schen zeigen.Wenn auch die Auswüchse jener Übergangszeit zum Teil wieder verschwunden sind, so wird doch auch in Zukunft das talmiglänzende Schanghai eine stete Gefahr für alle echten chinesischen Kultur- und Zivilisationswerte bilden.Dem alten China kann man im Interesse einer gesunden Weiterentwicklung nur wünschen, dass es für alle Zeiten von dem verderblichen „Schanghaiismus“ verschont bleibt.
Fritz Secker.
Auf dem Westsee bei Hangtschou,
im 9ten chinesischen Monat
des Jahres
Kui tschu.